Morden ja – aber bitte achtsam!
Entschleunigte Krimikomödie in den Kammerspielen Seeb
Achtsamkeit heisst, in seinem Handeln ausschliesslich auf den Moment zu achten. Sie steht für ein körperliches und mentales Hier und Jetzt und für ein entschleunigtes und zentriertes Handeln in sämtlichen Lebensbereichen. Zu diesen zählt letztlich auch die Kriminalität, denn Achtsamkeit muss nicht zwingend mit Sanftmut und Warmherzigkeit einhergehen.
Eine solche, aus dem üblichen Rahmen fallende achtsame Bluttat steht im Mittelpunkt der aktuellen Produktion der Kammerspiele Seeb in Bachenbülach. Der Geschäftsanwalt eines rabiaten Gangsterbosses findet durch die von der Ehefrau angeordnete Therapie bei einem esoterisch schwadronierenden Coach zu seiner inneren Gelassenheit. Diese erlaubt es ihm schliesslich, seinen immer brutaler auftretenden Boss – durchaus sanft – ums Leben zu bringen. Damit stellt der Advokat nicht nur die Hierarchie der lokalen Unterwelt auf den Kopf, sondern er schafft auch noch hochwillkommene Kindergartenplätze.
Die Krimikomödie «Achtsam Morden» nach dem gleichnamigen Bestsellerroman des deutschen Juristen und mehrfachen Comedy-Preisträgers Karsten Dusse ist regelrecht massgeschneidert für das einzige professionelle Theater des Kantons ausserhalb von Zürich und Winterthur. In der Bühnenbearbeitung von Bernd Schmidt wird das 19-köpfige Personal des Romans auf eine Darstellerin und zwei Darsteller reduziert. Philipp Malbec, Sara Ackermann und Niklas Leifert spielen jeweils mehrere Rollen. Und sie schaffen es, in einem witzigen Kostümreigen und mit stupender Präsenz in immer wieder andere Persönlichkeiten zu schlüpfen.
«Achtsam Morden» bringt viel Trubel auf die raffiniert gestaltete Bühne der Kammerspiele Seeb und sorgt für zwei Stunden Heiterkeit und Lachen im prächtig möblierten Theatersaal mit dem legendären Kristallleuchter: Ein wunderbares Mittel gegen den düsteren Winterblues.
Text: Alois Feusi
